fbpx

Tränen lügen nicht – Gastbeitrag von Guido Augustin

Tränen lügen nicht

Wer seine Leser zum Weinen bringen möchte, muss schweres Geschütz auffahren. Es genügt nicht, sie einfach dazu aufzufordern. Das klappt nur bei kleineren Emotionen, Gänsehaut zum Beispiel. Ich habe mal ein Webinar gehalten, da habe ich den Gästen am Anfang einen Gänsehautmoment angekündigt. Und als die Stelle kam und ich ihnen begeistert zurief, dass jetzt dieser Moment gekommen sei, kamen über den Chat die Gänsehaut-Meldungen. Mit Weinen geht das nicht.

Ich habe so ein schweres Geschütz – dies ist mein Posteingang:

Posteingang

„Keine E-Mail“. Da sind null E-Mails. NULL. Der Posteingang ist leer. Weiter unten verrate ich, wie ich das geschafft habe. Und was löst der Anblick eines leeren Posteingangs aus? Also ich hätte noch vor wenigen Tagen geweint.

Da hatte ich noch 890 unglaublich wichtige und dringende Mails da liegen. Jeden Tag kamen neue hinzu – und obwohl ich jeden Tag Mails abarbeitete, in Ordner verschob, Newsletter abbestellte, wurden es eher mehr als weniger.

Jetzt sind es null. Das verdanke ich einem Zeitexperten. Ich erzählte ja bereits vor einigen Wochen, dass ich ein glühender Verfechter des Coachings geworden bin, weil ein Coach mir hilft, meine Ziele schneller zu erreichen und zugleich höher zu stecken. Ich habe also einen Finanz-Coach, einen Business-Coach, einen Sales-Coach, einen Mental-Coach, einen Chiro-Coach, einen Gesundheits-Coach, einen Sport-Coach und so weiter. Der Zeitexperte ist – wer hat’s erfunden? – ein Schweizer, Ivan Blatter. Ich bin Teilnehmer der Beta-Gruppe seines Productivity Boosters (alleine, den Basler Blatter diesen Titel aussprechen zu hören, ist viel Geld wert).

Ich habe dort in kürzester Zeit viel gelernt, was mich viel weiter gebracht hat, wissend, dass ich in Sachen Effektivität noch Luft habe. Die Kritik, man dürfe sich nicht zu sehr durchdesignen, perlt übrigens ab. Denn erst, wenn ich meinen Laden (ehrlicherweise: meine Läden) im Griff habe, entsteht die Freiheit, die ich liebe.

Wer einmal an dem Thema dran ist und die Segnungen zu spüren beginnt, will mehr. So hörte ich eine Folge Ivan Blatters’ Podcast über den Umgang mit Mails. Ich wusste schon, dass es besser ist, einen leeren Posteingang zu haben und hatte noch Boris Grundls Worte im Ohr, dass jeder, der ein Dokument (digital oder analog) zwei Mal in die Hand nimmt, seine Prozesse nicht im Griff habe. Dennoch habe ich es einfach nicht geschafft, der Mailflut Einhalt zu gebieten. Weil es mich nicht berührte, was die Experten sagten.

Dann kam Ivan Blatter.

Er erzählt in seinem Podcast, wie merkwürdig es doch sei, würden wir mit der Papierpost so umgehen wie mit E-Mails. Das ist so lustig (mit Basler Akzent zumal) und so klar, dass ich es tatsächlich tief in meinem Inneren akzeptiert habe – und sich meine Einstellung sofort veränderte. Die Analogie ist simpel: Stell dir vor, du gehst morgens an den Briefkasten und holst deine Post. Damit setzt du dich an den Tisch, öffnest die Umschläge, überfliegst den Inhalt. Einen wirfst du weg, einen gibst du deinem Kollegen. Dann steckst du die übrigen Briefe wieder in ihre Umschläge, trägst sie raus und steckst sie zurück in den Briefkasten. Nach einer Stunde gehst du wieder raus und holst die alten und ein paar neue Briefe (der Postbote kommt auch bei uns nur einmal täglich, aber das tut der Analogie nicht weh). Du schaust sie dir durch, ein paar alte ignorierst du und trägst alles wieder in den Kasten. So geht das 10, 20 Mal am Tag. Ist das nicht völlig irre?

Ist es. Deswegen entscheide ich jetzt sofort: Löschen, weiterleiten, sofort erledigen (wenn es schnell geht) oder eine Aufgabe erstellen und löschen oder verschieben. Kann schon sein, dass diese Geschwindigkeit das Risiko birgt, eine Mail zu viel zu löschen. Aber auf der Haben-Seite steht dafür eine ungeheure Erleichterung und ein enormer Produktivitäts-Gewinn.

Ich habe übrigens die 890 Mails nicht abgearbeitet. Ich habe sie in einen neuen Ordner namens „Altlasten“ verschoben. Da liegen sie besser und es geht nichts verloren.

_

Viele Leser empfehlen „Guidos Wochenpost“ ihren Freunden, Partnern, Kollegen. Also einfach diese Seite teilen, zu Guidos Wochenpost anmelden und mich glücklich machen!

Avatar-Foto
Über Guido Augustin 1 Artikel
Texte, die wirklich funktionieren. Das ist die Positionierung von Guido Augustin, Autor und Unternehmer aus Mainz. Er schreibt Profile, Artikel und Fachbücher. In seinem Newsletter „Guidos Wochenpost“ befasst er sich mit tollen Texten, mehr Geschäft und einem schöneren Leben.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*